WHO IS WHO: Boniface Mabanza Bambu
Trainer für Entwicklungspolitik und Antirassismus
Das Wichtigste zuerst: Wie findest Du Freude im Alltag?
Ich begreife das Leben als Geschenk und aus der Bejahung dieses Geschenkes leite ich die positive Grundeinstellung ab, die ich trotz aller Widrigkeiten bewahre. In allen Situationen habe ich den festen Glauben, dass es weitergeht, und zwar gut.
Was ist das Hauptthema Deines Kurses in dieser Woche?
Im Training dieser Woche haben wir uns mit kolonialen Kontinuitäten und Rassismus auseinandergesetzt. Spätestens seit der Ermordung von G. Floyd und der damit zusammenhängenden Belebung der „Black Lives Matter“-Bewegung ist an vielen Orten von der Notwendigkeit die Rede, Rassismus strukturell zu begreifen.Was dies konkret bedeutet und was dies für die Entwicklungszusammenarbeit bedeutet, damit haben wir uns befasst.
Wie entsteht und überdauert Rassismus im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit?
Von der Geschichte her wurde „Entwicklung“ von den kolonialen Mächten als das „Programm“ auserkoren, das angesichts aufkommender Unabhängigkeitsbewegungen für die Fortsetzung kolonialer Herrschaft sorgen sollte. Die Kontinuitäten zwischen kolonialem und Entwicklungsdiskurs sind frappierend. Hinzu kommt, dass sich die Machtverhältnisse in der Nachkolonialzeit kaum verschoben haben. Aufgrund von Internalisierungsmechanismen ist das Risiko der Reproduktion von Rassismen in der Entwicklungszusammenarbeit sehr groß
Was sind die wichtigsten Schritte, die Organisationen unternehmen können, um solche langjährigen, systemischen Probleme anzugehen?
Für Organisationen ist es wichtig, die internen Strukturen macht- und rassismuskritisch zu beleuchten und die Programme daraufhin zu überprüfen, inwiefern sie dazu beitragen, die kolonial geprägten Denkmuster und Praxen zu zementieren oder herauszufordern.
Wie können Young Professionals das Thema Wissen in der Entwicklung dekolonisieren?
Junge Menschen können einen Beitrag zur Dekolonisierung von Wissen und Wissenstraditionen leisten, indem sie die von der eigenen Sozialisation gesteuerten Wahrnehmungs- und Beurteilungsmuster kritisch reflektieren, die Leerstellen identifizieren und Stimmen und Perspektiven besondere Aufmerksamkeit schenken, die in kolonial geprägten Räumen und deren Kategorien nicht vorkommen.
Was würdest Du den Young Professionals am SLE als Ratschlag und Botschaft mit auf den Weg geben, bevor sie dieses Training verlassen und ihre Karriere in der internationalen Entwicklung beginnen?
Junge Menschen können nichts dafür, dass die Geschichte europäischer Länder mit ehemaligen Kolonien so ist, wie sie ist, aber sie können einen Beitrag dazu leisten, die Strukturen zu verändern und die Beziehungen zu heilen. Sie sollen sich von der “Bürde“ der Geschichte befreien und die Handlungsspielräume nutzen, die ihnen zur Verfügung stehen werden.
Und schließlich, was wären spannende Projekte, die Du in Zukunft verfolgen möchtest?
Ein spannendes Projekt wäre für mich zentrale Institutionen der EZ wie das BMZ und die Durchführungsorganisationen rassismus- und machtkritisch zu begleiten. Noch spannender fände ich den Entwurf eines Empowerment-Programms für Institutionen wie die Afrikanische Union oder regionale Zusammenschlüsse wie SADC, EAC oder ECOWAS.